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Das ist eine Kostprobe aus meinem aktuellen Jahreszeitenbrief:

„Herbst 25“

Auf unserer Reise besuchten wir zwei Sámi Museen, eines in Inari (Finnland) und eines in Alta (Norwegen), welche die Geschichte, Lebensweise und Kultur der Sámi anschaulich präsentierten. Da die Sámis hauptsächlich von der Rentierzucht lebten, ist auch verständlich, dass sie je nach Jahreszeit andere Orte bewohnten, damit ihre Tiere genug Futter finden konnten. Dies ist für sie seit längerer Zeit nicht mehr möglich, da sie gezwungen wurden, sesshaft zu bleiben. Auch die Weideflächen für die Rentiere werden knapper, doch sie sind geblieben und laufen noch frei herum.

Im «Siida Museum» in Inari, welches 2024 den «European Museum oft he Year Award» gewann, entdeckte ich dieses Zitat: (geschrieben in Samisch, Finnisch und Englisch)

Es wurde über die alte Lebensweise der Sámi gesagt, dass sie keine Spuren hinterlassen hätten. Sie haben sehr wohl Spuren hinterlassen, aber diese Spuren befinden sich unter der Haut ihrer Nachkommen. Der Körper erinnert sich an Dinge, an die sich das Gehirn nicht erinnert.

Weise Worte von Jalvvi Niillas Holmberg, dem Sámi-Schriftsteller, Dichter und Musiker – sie berührten mich sehr.

Der Begriff Körpergedächtnis kam mir sofort beim Lesen in den Sinn. Darunter versteht man, dass der Körper belastende oder traumatische Erlebnisse speichert, auch wenn sich jemand nicht mehr an die Situation erinnern kann.
Dabei geht es jedoch um persönlich erlebte Traumata, die verdrängt wurden.

Die Bezeichnung «Transgenerationale Weitergabe», auch Transgenerationalität oder Trauma-Transmission genannt, ist in der Psychologie schon lange bekannt und passt zu dieser Aussage von Holmberg besser. Sie bezeichnet vor allem die Übertragung von traumatischen Erfahrungen einer Generation auf die nachfolgende Generation. Vertreter der Sozialwissenschaften untersuchten dieses Phänomen bereits in den 1960er Jahren bei Kriegskindern und Überlebenden des Holocaust sowie ihren Nachkommen.

Ich persönlich gehe davon aus, dass diese Weitergabe von einer Generation zur nächsten viel weiter geht. Es braucht meines Erachtens nicht unbedingt traumatische Erlebnisse wie Krieg, Unterdrückung, Vergewaltigung, Vertreibung etc., um die nächste Generation zu belasten. Manchmal reichen auch unausgesprochene Familiengeheimnisse oder nicht verarbeitete, prägende Situationen und Erfahrungen einer Mutter oder eines Vaters, welche energetisch an die eigenen Kinder weitergegeben wird. Dies geschieht natürlich unbewusst und ungewollt. Trotzdem übernimmt das Kind Glaubenssätze und Muster in früher Kindheit und meint zu wissen, worüber man sprechen darf, und worüber geschwiegen wird oder wie man sich in welchen Situation zu verhalten hat. Auch Wesenszüge und Gefühle wie beispielsweise Sich-nicht-in-den-Vordergrund-drängen, Sich-wertlos-fühlen, Angst, Traurigkeit, Unsicherheit und viele mehr können auch von vorherigen Generationen stammen.

Verhalten, Kommunikation, Wertevorstellungen oder der Umgang mit Konflikten und Gefühlen, zusammengefasst die ganze Lebensweise der Eltern hinterlässt immer Spuren auf die Kinder, das ist eine Tatsache. Und trotzdem ist diese Prägung wichtig. Sie gibt eine Orientierung und im besten Fall Sicherheit und Vertrauen. Deshalb ist es schön und wichtig, wenn sich Eltern dieser Formung bewusst sind und die Kinder liebevoll und achtsam in den Start des Lebens begleiten. Und als Kinder dürfen wir uns mit dieser Prägung durch das Elternhaus weiterentwickeln und unsere eigene Lebensgeschichte selbst schreiben.

Schau gut zu dir und lass es dir gut gehen!

Monika Neff

 

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